Wenn der Hüa hüstelt!
Husten bei Pferden
Ich bin kein Arzt, kein Doktor, keine Besserwisser und kein Heiler, was den Husten bei Pferden betrifft. Was ich habe, ist ein guter Hausverstand und ein Pferd, mit einem angeborenen schweren Lungenleiden, dem ich irgendwie begegnen musste. Um das Tier nicht zu verlieren, war ich gezwungen, mich mit dem Thema näher auseinanderzusetzen und einige Zufälle haben mir dabei geholfen, aus dem Pferd wieder jenes Pferd zu machen, das er heute ist, der normal geritten werden kann, der Ausritte bestreitet und dem man sein Leiden nicht ansieht, weil wir mittlerweile wissen, wie wir es zu handhaben haben.
Silver kam als relativ junges Pferd zu uns und während des Ausbildens, Reitens und Trainierens fiel mir immer wieder auf, dass er keine Kondition mitbrachte. Er war relativ schnell kaputt und schnaufte wie ein Nilpferd. Ab und an, nicht an Jahreszeiten gebunden, hustete er, bekam seine zwei Dosen Sputolysin und alles war wieder vorbei. Er wirkte nie krank und der Tierarzt meinte, er täte sich schwer mit der Diagnose, da Lungengeräusche vorhanden wären, aber sie doch wieder anders seien als sonst. Aber nachdem wir den Husten immer wieder im Griff hatten, dachten wir uns nichts dabei.
Es kam der Tag, an dem Silver wieder hustete und diesmal halfen seine zwei Dosen Sputo nicht. Der Husten wurde mehr. Silver wurde bei uns zuhause gehalten. Der Stall war absolut sauber, die Luft nie mies oder abgestanden, die Türen, außer bei starkem Frost, immer offen. Er hustete immer öfter und immer kräftiger, allerdings ständig ohne wirklichen Ausfluss. Wir begannen nach Anraten des Tierarztes das Heu nass zu machen, kauften staubarme Hobelspäne, und unser Pferd war viel draußen auf der Koppel, nur in der Nacht im Stall. Der Husten wurde mehr und schließlich von akuter Atemnot begleitet. Silver bekam Ventiplus und Cortison, was immer nur solange half, bis die Medikamente abgesetzt waren, und das Theater ging von vorne los. Wer kennt das nicht. Einer der Tierärzte meinte, dass ein Lungenflügel nicht richtig arbeiten würde, und weiß Gott, was da noch alles nicht passte. Silver hat große Angst vor Tierärzten, um nicht zu sagen Panik, weswegen eine gröbere Behandlung nur unter sedieren (hin bis zur kompletten Narkose) möglich ist, was seiner Atmung keinesfalls gut bekam. Deswegen versuchten wir, alles in Grenzen zu halten.
Als ich eines Nachts in den Stall kam, da Silver wieder einen mächtigen Hustenanfall hatte, sah ich ihn mit offenem Maul und heraushängender blauer Zunge in eine Ecke stehen und mir wurde klar, ich musste was tun. Entweder mein Pferd würde irgendwann ersticken oder ich musste ihn töten lassen.
Also begann ich etwas zu tun. Mein Hausverstand sagte mir, dass Stallluft, so rein der Stall auch sein mag, immer mit Schmutz belagert ist, also gaben wir Silver eine Außenbox, wo es immer die gleiche Temperatur hatte, wie draußen. Die obere Hälfte der Tür wird nie verschlossen, wie auch eine Seite offen war. Dann forschte ich im Internet, was man gegen Husten machen kann. Es war mir so ziemlich schon alles egal, was es war, schlimmer konnte es kaum noch werden.
Wir fanden Hinweise auch frischen Kren, Ingwer und auch Knoblauch. Hmmmm. Eigentlich lauter altbekannte Mittel. Eine chinesische Weisheit sagt, dass die gesamte Gesundheit vom Darm ausgeht, und wenn man etwas behandeln möchte, dann sollte man den ganzen Körper, auch die Seele ein wenig betrachten.
Okay. Wir betrachten! Wir hatten Silver stehen gelassen. Ganz klar, er bekam ja schlecht Luft. Aber wollte er das wirklich? Er war immer geritten worden, hatten eine Aufgabe. Ging ihm die ab? Wollte er wieder wichtig sein? Bekamen nicht die anderen Pferde, bedingt durch seine Krankheit und die Auszeit, mehr Zuwendung als er? Natürlich war das so und Silver bemerkte es. Also begann ich als Erstes genau das abzustellen. Silver wurde wieder in die Arbeit genommen und trotz allem geritten.
Futter! Heu nass, alles entstauben … Hmmmmm, aber auf der Koppel staubt es im Sommer den ganzen Tag lang, genauso wie auf dem Reitplatz.
Staub! Das Thema Schmutz in der Luft beschäftigte mich lange und erst ein Besuch auf der Rennbahn, im Magna Racino, wo wir intern das Training miterleben durften, brachte meinen gedanklichen Knoten dazu, sich aufzulösen. Rennpferde husten kaum bis gar nicht. Wenn sie etwas kaum haben, dann sind das Atemprobleme. Warum. Ein Rennpferd wird jeden Tag trainiert. Das heißt, es läuft jeden Tag mehrere Kilometer und dabei braucht es seine Lunge. Die Lunge arbeitet, pumpt, und wird bis in den letzten Winkel durchlüftet. Diese Lungen sind voll ausgelastet.
Eine Pferdelunge ist ein riesiges Instrument. Es muss den gesamten Körper bei einer möglichen Flucht mit Sauerstoff versorgen können. Und Pferde können lange laufen, bevor ihnen die Puste ausgeht. Was sich geändert hat, sind unsere Reitweisen. Die meisten Pferde werden in Reithallen geritten. Das "am Zügel gehen", also das Abknicken des Kopfes in eine nahezu horizontale Stellung (von LDR und Rollkur rede ich erst mal nicht) verhindert, dass das Pferd voll durchatmen kann. Enge Sperrriemen besorgen dann den Rest. Die Pferde können oft nicht mehr natürlich durchatmen. Natürlich bekommen sie genug Luft, es sei denn, der Sperrriemen ist falsch geschnallt, sodass das Pferd die Nüstern nicht mehr öffnen kann. Dann beginnen sich Pferde oft zu wehren, und nicht selten kommen noch mehr Hilfszügel zum Einsatz. Schlimm, wenn das Pferd einen dicken Hals und wenig Ganaschenfreiheit besitzt, wie es bei so manchem Haflinger vorkommt. Werden diese Pferde dann in eine versammelte Stellung gezwungen, bekommen sie oft zu wenig Luft und das Pferd beginnt gegen die Zügel zu gehen, um sich selbst zu helfen. Auch laute Atemgeräusche beim "zusammengestellten Pferd" sind manchmal ein Zeichen, dass die Luftversorgung der Lunge gehemmt ist.
Nicht umsonst wird bei Distanzpferden eine freie Kopfhaltung verlangt, damit das Pferd gut durchatmen kann. Alles, was beengend ist, sollte beseitigt werden. Ja, gelten diese Dinge für ein Dressurpferd oder ein Springpferd nicht? Brauchen die keine freie Atmung?
Nachdem Silver ein westerngerittenes Pferd ist, hatten wir keine Veranlassung ihn zum Nachgeben zu bewegen. Ich meine, nachgeben ja, aber nicht in eine Dauerposition. Wir begannen also Silver in seiner schlimmsten Phase der Atemnot zu reiten, und das täglich, und zwar so, dass seine Lunge gefordert wurde. Ich wollte, dass er durchatmen musste. Zudem bekam er täglich frischen Kren und Ingwer, gerieben natürlich. Etwa einen Esslöffel von beiden. Wir gaben ihm alle zwei Tage Knoblauch und fütterten ihm auch immer mal wieder Zitronensaft dazu, genauso wie er Leinöl bekam. Silver bekam sein Futter nie kalt. Abends wurden Rübenschnitzel unter sein Essen gemischt und alles warm serviert. Zudem war auch das Wasser in seiner Außenbox immer warm. Er bekam kein kaltes Wasser. Das Heu wurde nicht mehr nass gemacht, was den Vorteil hatte, dass die Box trockener blieb. Er steht auch heute noch auf Spänen und bekommt Stroh als Zwischenknabberei dazu. Silver steht täglich auf der Koppel, fast den gesamten Tag, im Sommer sowieso und in der Nacht in seiner Außenbox, zugedeckt, damit er nicht ganz soviel Winterpelz ansetzt. Wir reiten auch im Winter und wollen nicht, dass er stundenlang nassgeschwitzt in der Box steht, deswegen die Decke.
Zudem bekommt er auch heute noch im Winter sein Kräutermüsli, das schon von Weitem nach Kräutern riecht. Und was ganz wichtig ist, ist seine Bewegung und das Gefühl, gebraucht zu werden.
Sein Zustand änderte sich rapide. Er bekam schon nach wenigen Tagen, nachdem ihm nach den ersten Reiteinheiten der Rotz aus der Nase gelaufen ist, wieder besser Luft. Nach zwei Wochen atmete er völlig normal. Der Husten wurde weniger und das Pferd wieder lebendiger. Wir nahmen ihn auf Ausritte mit, achteten zwar darauf, dass, wir ihn nicht überforderten, verzichteten aber auf keinen richtig pfiffigen Galopp. Er schwitzte und schnaufte, wie jedes andere Pferd auch, hatte eben nur weniger Kondition.
Ein halbes Jahr später hat Silver mit dem Husten aufgehört und weitet seine Nüstern bei der Atmung nicht mehr. Was ihm geblieben ist, ist die Dampfrinne. Wir wissen, dass er ein Lungenleiden hat, das sich nicht mehr reparieren lässt, aber wer ihn nicht kennt, wird es nicht merken. Silver macht wieder alles mit, was Gott verboten hat, und ist für unsere Begriffe wieder ein gesundes glückliches Pferd, der seit unserer Umstellung nie wieder Sputo, Venti oder Cortison gebraucht hat.
Natürlich haben Hustenerkrankungen bei Pferden unterschiedliche Ursachen, die man abklären muss. Aber wir glauben, dass es wichtig ist, zu begreifen, dass der Husten nur das Symptom einer Erkrankung ist, und nicht die Ursache. Behandelt wird auch meist nur das Symptom, der Husten, und nicht die Ursache. Der Husten ist der Wachhund der Lunge. Befinden sich feine Schmutzpartikel in der Lunge, hustet das Pferd, um sich von denen zu befreien. Wenn es sich verschluckt, hustet es. Kratzt was im Hals, hustet es. Das Hustengeräusch selbst in keine Krankheit. Vielleicht ein wichtiger Aspekt in Sachen Bekämpfung.
Wir glauben auch, dass es einige wesentliche Punkte gibt, die man beachten sollte, wenn ein Pferd hustet oder dazu neigt.
Entwurmung auf Lungenwürmer, gerade denn, wenn es einen Esel im Stall gibt.
Zu Husten neigende Pferde nie in einen Stall hinein stellen, sondern in eine Außenbox (oder auch Offenstall), die immer offen ist. Innenluft in schmutziger als Außenluft.
Hallenluft ist Gift für ein hustendes Pferd.
Pferde gehören auf die Koppel und in die Sonne. Sommer wie Winter. Ein Pferd, das sein Leben in einer Box verbringt und die Sonne nicht sehen darf, führt ein hartes Leben. Seine Seele leidet. Und mit der Seele leidet auch der Körper.
Pferde brauchen eine Aufgabe. Wird ein Pferd wegen Krankheit abgestellt, fühlt es sich nutzlos. Das eine mehr, das andere weniger. Das sollte man bedenken.
Im Winter haben auch Pferde einen höheren Bedarf an Vitaminen, die man ihnen nicht mit Pulvern geben muss. Kren und Ingwer haben einen hohen Vitamin C Gehalt und wirken antiseptisch, haben zudem eine heilende Wirkung im Körper. Auch Zitrone gehört zu den Früchten, die Vitamin C enthalten. Knoblauch wirkt reinigend und zusammen mit Leinöl säubert er den Darm.
Im Winter kein eiskaltes Wasser geben. Wir haben herausgefunden, dass gerade hustende Pferde intensiver auf kaltes Wasser reagieren, als auf Warmes. Wenn es sich bewerkstelligen lässt, warmes Wasser geben und einmal am Tag eine warme Mahlzeit. (Heucobs oder Rübenschnitzel mit Kraftfutter warm anrühren)
Pferde sind Bewegungstiere. Lässt man ein hustendes Pferd stehen, wird seine Lunge nicht richtig belüftet und nicht geputzt. Pferde, die hin und wieder richtig gearbeitet werden, das heißt, draußen laufen dürfen und keine Riemen und falsche Kopfhaltungen haben, die die Atmung beeinträchtigen, haben eine gesündere Lunge. Je besser die Lunge trainiert wird, desto mehr kann sie Umwelteinflüssen entgegensetzen und je gesünder bleibt sie.
Gutes Futter ist unter anderem mit Voraussetzung, dass ein Pferd gesund bleibt. Wir füttern unsere Pferde zweimal täglich mit Heu, sie haben ihr Stroh zum Knabbern in der Box, stehen auf Sägespänen und haben im Sommer Gras auf der Koppel, die sie täglich nutzen können.
Bei hustenden Pferden kann man eher grobes Heu verwenden, anstatt Feines. Sie kauen es länger und es enthält nicht so viele Schmutzpartikel. Silvers Heu wird bis heute nicht mehr nass gemacht. Sein Zustand hat sich dadurch nicht verändert.
Hat das Pferd einen Infekt, kann man den Husten auch anstatt mit Antibiotika, mit Kolloidalem Silber behandelt. Bei Pferden das Silberwasser mit 40 ppm verwenden und zweimal täglich 15 ml bis 20 ml geben, das, bei einem milden Infekt eine Woche lang, bei einem harten Infekt 2 Wochen lang. Kolloidales Silber tötet Viren und Bakterien. Es sollten sich nach zwei bis drei Tagen schon Besserungen einstellen. Kolloidales Silber ist keine Medizin (Chemie), sondern ein Heilwasser mit erstaunlicher Wirkung.
Ich gebe hier kein Allheilmittel an. Das gibt es nicht. Aber vielleicht kann ich hiermit ein oder anderem Pferdebesitzer ein wenig helfen, der an dem Husten seines Pferdes verzweifelt und sich die teuren Medikamente oft nicht leisten kann. Man kann selbst etwas tun, mit Hirn und Verstand. Vielleicht wird es bei dem Einen mehr helfen, bei dem Anderen weniger. Man muss nur darüber nachdenken, was man noch tun könnte. Manchmal passt auch der Stall nicht, in dem ein Pferd steht. Es fühlt sich nicht wohl. Manche Pferde sind überfordert, gestresst oder fühlen sich ungeliebt. Manche werden auch zu viel umsorgt und bemuttert, und finden das ekelhaft. Manchen ist einfach langweilig. Die Seele ist ein wesentlicher Faktor zur Gesundheit und wer sein Pferd genau kennt, sollte hinhören. Nicht der Stallkollege kann helfen, sondern manchmal sagen es die Pferde von ganz allein, wenn man sie ein wenig beobachtet.
Ich wünsche euch allen viel Glück mit euren Pferden und vielleicht habt auch ihr bald so ein Erfolgserlebnis, wie ich bei meinem Silver.
Nachtrag ...
Silver verstarb im 22 Lebenjahr an einem Herzinfarkt. Zumindest vermuten wir das. Es könnte auch ein Schlaganfall gewesen sein. Jedenfalls ist er eines natürlichen Todes gestorben, was bei Pferden eher selten ist. R.I.P Indian Silver.