Warum Gentest bei Pferden?

 Nun, dass viele Privatpferdehalter, solche, die sich noch nie mit „Zucht“ befasst haben, keine Ahnung von Gentests haben, ist okay. Nicht jeder kann alles wissen, und jemand, der gerade sein erstes Pferd erstanden hat, froh ist, irgendwie damit zurechtzukommen, wird sich kaum Gedanken über ein Papier, Gentests oder DNA-Profile machen. 
Was ich persönlich erschreckend finde, dass selbst Züchter oft nicht wissen, was ein Gen-Test oder ein DNA-Profil ist. Wobei ich selbst das Wort „Züchter“ jetzt mit Vorsicht ausspreche, denn ein „Züchter“ ist für mich ein Mensch, der sich einer oder mehrerer Pferderassen widmet, durchaus weiß, was er da hat und auch weiß, dass die Nachkommen ein Papier und somit eine Registrierung erhalten sollten. 
Jetzt kommt der oft vielgesagt Spruch: Auf einem Papier kann man nicht reiten. 
Das mag stimmen. Aber ein Papier sagt dir, um was für eine Rasse es sich handelt, welche Ahnen das Pferd hat, in welche Linie es hineinrutscht und gibt auch manchmal Auskunft über mögliche negative Zuchtstrategien oder fehlerhafte Verpaarungen, wobei wir bei der Inzucht landen, die besonders beim Quarterhorse stark zu beobachten ist. 
Inzucht ist der Verpaarung entfernter oder näher verwandter Tiere. 
Beispiel: 

Die Namen dieser Pferde sind jetzt eigentlich nicht so wichtig, sondern die färbigen Striche, die die Verwandtschaft anzeigen. Geplant ist eine Verpaarung zwischen „Idaho Blue Man“, der schon einen hohen Inzuchtwert aufweist, und „Mucha Roan Foxy“, mit vielfach denselben Ahnen in der  Ahnentafel des Hengstes. Ehrlich, ich habe noch nie so viel Inzucht in einer möglichen Ahnentafel gesehen und manche Züchter heißen es auch noch gut, sonst würden sie sowas nicht machen. Diese Art von Zucht fördert die Verarmung einer hohen genetischen Population, die ein Lebewesen eigentlich vor Genkrankheiten schützt. So haben selbst gesunde Gene die Möglichkeit zu mutieren und eine neue Genkrankheit entstehen zu lassen, als ob wir nicht schon genug davon hätten. Zumal diese genetische Verarmung auch dafür verantwortlich ist, wenn Pferde keine Leistung mehr zeigen, an allen Ecken kränkeln, schwächeln, Krebs und anderen Mist entwickeln, weil sie eben keine große genetische Population mehr haben. Mehr noch … die Natur vermeidet Inzucht, wo es geht, und wenn die Natur das von sich aus macht, kann es nicht gut sein, aber es gibt Menschen, die glauben, dass man so die guten Qualitäten eines Pferdes stärkt. Neben „gut“ gibt es aber auch „böse“, was man aber nicht so sieht, denn das „Gute“ ist meist: äußeres Erscheinungsbild, korrektes Exterieur, ruhiges Wesen oder tolle Leistung. Was man eben nicht sieht, sind die Dinge, die einen dann heimsuchen. Schlechte Fruchtbarkeit, angeschlagene Gesundheit, Erbkrankheiten, schlechte Leistung, und, und, und. 

 

Jedes, absolut jedes Lebewesen hat Defektgene. Die meisten vererben sich autosomal rezessiv. Das heißt, beide Elterntiere müssen Träger derselben Krankheit sein, damit es zur Ausprägung kommt. Man kann sich das wie ein T-Stück vorstellen. Links und rechts hängt ein Gen, die unterschiedlich oder gleich sein können. Hängt ein schadhaftes Gen auf einer Seite des T-Stückes und vererbt es sich rezessiv, muss der Zuchtpartner das gleiche schadhafte Gen auf einem T-Stück tragen. Die beiden finden sich, in dem neu geborenen Individuum trägt nun das Baby ein Gen mit zwei schadhaften Genen …. es kommt zur Ausprägung. Das Baby erkrankt irgendwann an dieser Krankheit, die man nicht heilen kann, da sie vererbt wurde. 

Bei der Inzucht lachen sich die Gene eins, denn die Chance, sich zu finden oder zu mutieren, ist groß. 

Anders ist die Vererbung bei autosomal dominant. Da reicht ein schadhaftes Gen, auf einem T-Stück in einem Zuchttier, damit es vererbt wird und zur Ausprägung kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Gen vererbt wird, liegt bei 50%. 

So, jetzt gibt es leider immer noch zu viele Züchter, die keine Ahnung davon haben und wenn der Zuchtverband nicht dahinterstehen würde, würde vermutlich noch mehr Mist gezüchtet werden. Aber selbst viele Zuchtverbände verlangen diese Tests nicht, sondern empfehlen sie nur. Wodurch viele Züchter darauf verzichten, was ich nicht so ganz nachvollziehen kann. 

Jetzt gibt es aber die Züchter, die ohne Verband züchten. Somit hat das Dings, was da geboren wird, keine Papiere, und sehr, sehr oft wissen diese Leute auch gar nichts über Erbkrankheiten und deren Gefahren. Sie verpaaren munter eine Stute und einen Hengst, verkaufen das Fohlen und auf einmal, irgendwann, hat das Pferd plötzlich PSSM oder IMM oder MH oder irgendwas, was vermeidbar gewesen wäre, wenn man sich ein wenig mit der Zucht beschäftigt hätte. 

 

Da liegt genau der Punkt. Man kann Erbkrankheiten vermeiden, sofern man davon weiß, sie getestet und somit erkannt hat. Bei Westernpferden war es lange Zeit der 5 Panel Gentest, wo die wichtigsten Krankheiten angeführt wurden. Mittlerweile hat man aber ein paar mehr gefunden, die sehr gerne die bekannten Westernpferdrassen und deren Kreuzungen betreffen. (Neeeiiiin, liegt natürlich nicht an der verdammt Inzucht!!!!!). 

Was man tun kann, ist einfach. Nachlesen. Immer wieder, denn ständig wird geforscht und was Neues gefunden. Es gibt auch bei uns in Europa Labore, die Kombitests anbieten. Man benötigt dazu keinen Tierarzt. Man bestellt den gewünschten Test, lässt sich einen Testkit schicken (ein Tütchen, wo Haare hineinkommen), reißt dem Pferd zuhause ein paar Mähnenhaare MIT Haarwurzel aus und schickt sie ein. Anhand dieser Haarwurzelproben erkennt das Labor, ob das Pferd frei, Träger oder Betroffen ist. 

 

N/N wird meist für „frei“ angegeben 

 

N/Mh heißt, das Pferd ist Träger (an dieser Stelle nachlesen, ob die Krankheit rezessiv oder dominant vererbt wird) 

 

Mh/Mh/ bedeutet betroffen, reinerbig 

 

Ich meine, hat ein Pferd eine Genkrankheit, an der es selbst leidet, sollte es einleuchten, dass es in der Zucht nichts verloren hat. Ist ein Pferd ein Trägertier einer rezessiven Krankheit, sollte der Zuchtpartner zumindest frei sein. Dazu muss man das aber wissen und viele machen diese Tests gar nicht, vielleicht aus Angst, dass deren Pferd Träger oder krank sein könnte, oder weil es der Zuchtverband nicht verlangt. Man sollte sich aber selbst am Zipfel nehmen und sein Pferd, dass in die Zucht soll, testen lassen, damit man nichts weitervererbt, was keiner brauchen kann. Ein Test gilt ein Pferdeleben lang. Eigentlich recht simpel und scheinbar doch so schwer. 

 

Was viele Pferdeneulinge auch nicht wissen … es gibt Pferderassen, da bekommen die Fohlen nur Papiere, wenn sie ein DNA-Profil haben. 

Wieso? Doch, die Zuchtverbände denken sich was dabei. Dein Pferd hat also ein Papier bekommen, es wurde aber nie abgeklärt, ob die Eltern wirklich die biologischen sind. Wer sagt denn, dass das, was im Papier steht, auch stimmt? Oft werden Pferde verkauft, natürlich ohne Papier, wo behauptet wird, der Überdrübervererber aus Honolulu ist der Vater und die Mutter war … keine Ahnung, das Pferd der Queen. Nett! Wo steht das? Wo wurde das bewiesen? Nur weil es jemand behauptet, muss es noch nicht stimmen. 

Also: Bei allen Westernpferdrassen haben die Elterntiere im Normalfall ein DNA-Profil, was anhand von Haarwurzeln in einem Labor erstellt wird. Wir müssen uns da nicht auskennen, auskennen muss sich das Labor. 

Produzieren zwei Pferde nun ein Fohlen, werden auch von diesem Pferd Haarwurzeln ans Labor geschickt. Anhand der DNA wird errechnet, ob die angegebenen Eltern auch die biologischen sind. Erzählen kann man viel, aber im Normalfall ist der Zuchtverband bei der Belegung nicht dabei. Das Profil gibt Aufschluss, und das, was im Papier steht, stimmt auch. Alles andere ist nett, man kann es glauben oder auch nicht. 

 

Nicht umsonst ist der Leitspruch des Appaloosaverbandes in Amerika: A horse without an certificate, is just another horse. 

 

Ein Pferd, ohne Papiere, kann nett, lieb, wirklich brav sein, aber es ist eben nur ein Pferd und was genau drinnen steckt, weiß vermutlich nur der Himmel 

 

Man sollte sich wirklich am Riemen reißen und bei einer geplanten Zucht an Gentests denken, die Vater und Mutter haben sollten. Umsonst ist es sicher nicht, denn verschiedene Erbkrankheiten sind dadurch eben vermeidbar, könnten theoretisch sogar rausgezüchtet werden. Ganz ehrlich: Egal welcher Züchter, sie alle wollen eins: gesunde Fohlen. Aber der eine macht eben Nägel mit Köpfen, der andere hofft auf sein Glück und dem nächsten ist es wurscht, solange die Kohle stimmt. Bei wem würdest du jetzt dein Pferd kaufen wollen??? 

 
Bekannte Labore sind

www.labogen.com

www.certagen.de

www.generatio.de

Labore, die wir bereits verwendet haben und sehr zufrieden waren.