Warum kostet ein Fohlen so viel Geld?

  Ich hatte letztens ein Gespräch mit einer Dame, die ein Pferd suchte und mich einfach angerufen hat, weil sie Gefallen an meiner HP und an meinen Pferden gefunden hatte. Sie erzählte mir viele Dinge, auch was sie sich bereits angesehen hat, und dass ihr der Preis ihres neuen Pferdes doch nicht so ganz egal sei. Was sie aber nicht verstehen würde, warum gerade Fohlen oft so viel Geld kosten. Man müsste doch ein Fohlen ganz billig bekommen, schließlich kann das Dings noch nichts. 
Nun, nur weil ein Fohlen nichts kann, was man jetzt aus reiterlicher Sicht sehen muss, heißt es ja nicht, dass Zucht nichts kostet. Nur den Leuten ist oft nicht bewusst, wie der Preis entsteht, den Züchter für ein Fohlen verlangen, während Händler die Gäule meist billig verschleudern. 
Händler kaufen die „Ware“ irgendwo billig ein. Niemand weiß, was das besagte Pferd bereits erlebt hat, wie es, wenn überhaupt, geritten wurde, was für eine Erziehung es genossen hat und welche Erfahrungen es mit Menschen gemacht hat. Es kann gutgehen und man erwischt ein wirklich braves Pferd, das keinerlei schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, sich gut reiten lässt, vielleicht sogar eine etwas besser Grundausbildung hat, als so manch anderes, was der Händler oft nicht weiß, denn die meisten, ich sage jetzt nicht alle, aber bei sehr, sehr vielen Händlern ist es mit dem Reiten auch nicht so wirklich weit her. Händler kaufen oft Pferde unbekannter Herkunft und verkaufen sie weiter, ohne irgendwas über die Tiere zu wissen, was auch in die Hose gehen kann, wenn man ein Arschloch bekommt. Leider gibt es genug Pferde, die alle Unarten des Universums in sich vereinen, richtig gemein sein können und dann an unerfahrene Leute oder gar an Kinder verkauft werden. 
Bei Züchtern ist das nun anders. Züchter betreuen eine oder mehrere Rassen, welche auch immer. Westernpferdefreunde werden sich eben den Westernpferdrassen zugewendet haben. Und jetzt fängt die ganze Gaudi an. Zuchtpferde sind mal grundsätzlich nicht billig. Egal, ob man sich jetzt ein Fohlen, wo wir beim Thema wären, oder ein bereits erwachsenes Pferd kauft. Die Pferde haben Papiere, sind bei Zuchtverbänden registriert, haben DNA-Analysen, damit das Fohlen nichts hat oder trägt, was keiner brauchen kann. Bei den amerikanischen Pferderassen wird auch getestet, ob die im Papier angegebenen Eltern die biologischen sind. Erzählen kann man viel, das ist der Beweis. Es steckt also doch ziemlich viel Aufwand dahinter, wenn man daran denkt, die eigene Rassestute vielleicht decken zu lassen oder eine Zucht aufzubauen. 
Nun, jetzt habe ich eine eingetragene Stute und möchte sie decken lassen. Meist erfolgt die Belegung über eine künstliche Besamung, da die Hengste nicht gerade um die Ecke wohnen. Man kann sich zum Beispiel Samen aus Amerika schicken lassen oder man entdeckt einen Hengst in einer Zuchtstation Europas, der auf die Stute passt und von dem man ein Fohlen haben möchte. Geht oft über Frischsamen- oder eben Tiefgefriersamenversand. Man benötigt einen Tierarzt, der die Stute im richtigen Zeitpunkt der Rosse besamt, damit auch ein Fohlen entsteht. Es ist also nicht so, dass man der Stute einfach zu irgendeinem Zeitpunkt den Samen hinten rein schießt und … wird schon. Nein, die Stute muss sich in der Rosse befinden und das Follikel sollte kurz vor dem Platzen sein, damit neues Leben entstehen kann. Jetzt ist so ein Deckssprung aber nicht gerade gratis, auch nicht, wenn man den Natursprung wählt. Natursprung heißt, die Stute wird zum Hengst gebracht und von Hand gedeckt. Viele Menschen sehen im Natursprung die natürliche Variante der Besamung und in der künstlichen Besamung die Vergewaltigung. Ganz so ist es nicht. Wie gesagt, Hengst wohnen oft weit weg. Ich kann mit einer Stute in Österreich nicht mal eben nach Amerika fahren, um sie dort decken zu lassen. Ist Schwachsinn. Es ist auch Blödsinn, mit einer Stute und einem Fohlen „bei Fuß“, also mit einem neugeborenen Fohlen, dass neben der Mutterstute herläuft, über mehrere Stunden zum Hengst zu fahren, zumal sich viele Stuten von fremden Hengsten dann nicht decken lassen, weil sie ihr Fohlen beschützen wollen und den Hengst zum Teufel schicken. Die Verletzungsgefahr ist groß und ob es klappt, steht in den Sternen. Zu Vergewaltigung wird es dann, wenn die Stute geknebelt (Nasenbremse) und gefesselt wird (Hinterbeine werden so gebunden, dass sie nicht schlagen kann), damit der Hengst sie decken kann. Ich habe bereits Stuten gesehen, die sich so heftig gewehrt haben, dass sie sich selbst, ihr Fohlen und auch den Hengst verletzt haben. Will die Stute nicht, will sie nicht, Punkt. 
Im Großen und Ganzen funktioniert der Natursprung, ist gibt aber auch Hengste, die so heftig sind, dass sie die Stute beim Decken innerlich verletzen. Die Stute könnte daraufhin draufgehen, wenn man sie nicht sofort in die Klinik bringt. Genauso kann der Hengst von der Stute verletzt werden, wenn sie ausschlägt und den Hengst unglücklich erwischt. In freier Natur kennen sich Stute und Hengst vermutlich. Die Belegung passiert frei. Sollte die Stute schlagen, kann der Hengst ausweichen, was an der Hand manchmal nicht geht und nicht jeder wird seine teure Stute mit einem fremden Hengst, der vielleicht nicht minder billig war, einfach so auf der Weide laufen lassen. Unser eigener Hengst hatte ziemlich deutliche Abdrücke auf der Brust, da wir frei bedeckt haben. Stute und Hengst kennen sich, sehen einander jeden Tag. Dennoch bekommt der Hengst seine Abreibung, wenn er sich nicht benimmt, was man bei einem fremden Hengst vermutlich nicht will. Die künstliche Besamung ist gefahrlos. Zumal man nicht von Vergewaltigung sprechen kann, auch wenn der Tierarzt einen Ultraschall macht. Es muss nun mal über den Darm mit der Ultraschallsonde kontrolliert werden, wie weit das Follikel in der Rosse gewachsen oder auch, ob die Stute tragend geworden ist. Diese Trächtigkeitsuntersuchungen sind notwendig, einmal um zu klären, ob eine Trächtigkeit vorliegt und um zu vermeiden, dass die Stute einen Zwilling austrägt. Zwillingsträchtigkeiten und Geburten sind für Stute und Fohlen risikoreich, da die Fohlen unterversorgt sein könnten oder die Stute die Tragzeit nicht schafft. Es könnte auch sein, dass die beiden Fohlen tot auf die Welt kommen oder kurz nach der Geburt sterben, weil eine Stute für Zwillingsgeburten nicht ausgerichtet ist. Es kommt nicht oft vor, aber es kommt vor. Besser ist, sollte eine Zwillingsträchtigkeit vorliegen, ein Fohlen abzudrücken und das zweite normal wachsen zu lassen. 
Zu beachten ist auch das Geburtsrisiko. Jedes Jahr sterben Stuten und auch Fohlen bei Geburten oder kurz danach. Man liest dann immer wieder, dass Ammenstuten gesucht werden, es ist aber nicht sicher, ob eine Stute, die ihr Fohlen verloren hat, ein anderes einfach so annimmt. Auch das kann daneben gehen. 
Also, Pferde zu züchten, ist auch mit einem gewissen Risiko verbunden, deswegen freut sich jeder Züchter, wenn die Besamung gleich aufs erste Mal geklappt hat, die Trächtigkeit gut rübergeht und die Stute allein, schnell und sauber abfohlt. Gelingt natürlich nicht immer. 
Aber all dieses kostet Geld. Decksprünge kosten von bis. Da ist alles möglich. Die Zuchtstation will aber auch leben und verlangt Geld für das Absamen des Hengstes und für den Schnelltransport in meinen Stall. Auch der Tierarzt macht seinen Job nicht umsonst, der kommt und guckt, ob die Stute besamt werden kann. Gelingt die Besamung beim ersten Mal nicht, muss man nochmal Samen ordern, was auch wieder kostet. Ist die Stute dann tragend, wartet man elf ganze Monate, bis das Fohlen kommt, hofft auf eine komplikationslose Geburt und hat dann ein Fohlen, das auch wieder sechs bis sieben Monate bei der Mutter bleiben muss, bevor man es absetzen und somit auch verkaufen kann. Leute, bis dahin hat die Zucht schon jede Menge Geld gekostet und wenn dann für ein Quarterhorse- Appaloosa- Azteca oder Painthorsefohlen 5000,- bis 10000,- Euro verlangt werden, wird es nicht verstanden. Man muss auch berücksichtigen, dass die Eintragung des Fohlens nicht umsonst ist. Werden DNA-Analysen bei dem Fohlen gemacht … ja, das kostet auch. Vielleicht erstellt der Züchter ein Farbprofil, was auch immer. Aber bis das Fohlen alle relevanten Unterlagen hat, geht Zeit und nochmal Geld ins Land. Während der Aufzucht braucht das Fohlen vielleicht mal den Tierarzt, ganz sicher aber den Schmied, schon allein, um dem Fohlen zu zeigen, dass es diese Leute gibt, denn … was ein Fohlen schon lernt, brauche ich dem vielleicht sehr wehrhaften erwachsenen Pferd nicht beibringen. Man benötigt ein Fohlenhalfter, vielleicht Zusatzfutter, von dem Futter, die Einstreu und die Versorgung von Stute und Fohlen generell mal ganz zu schweigen. Züchter investieren jede Menge Kohle in die Zucht und wollen von dem Geld auch wieder etwas sehen, denn sonst würde sich die Zucht nicht rentieren. Will man aber gesunde, gute Pferde von einem Züchter haben, muss es zumindest ein bisschen gewinnbringend sein, weil der Züchter sonst irgendwann aufgibt. 
Kauft man sich jetzt so ein Fohlen von einem Züchter, weiß man, was man hat. Man weiß, was getestet worden ist, ob das Fohlen vielleicht eine Krankheit in sich trägt oder nicht. Man kennt die Rasse, weiß, was auf einen zukommt. Man kennt die Eltern, kann zumindest nachschlagen, gucken, im Netz suchen. Die Elternschaft ist einwandfrei festgestellt, durch das DNA-Profil, das beide Elterntiere haben, sonst wird bei den amerikanischen Rassen gar kein Papier ausgestellt. 
Bekomme ich nun ein Fohlen ohne alles, vielleicht auch um billiges Geld, weil es beispielsweise ein Unfall war, dann habe ich nix. Ich habe keine Ahnung um genetische Defekte, ich weiß vielleicht, wer die Mutter ist, aber der Vater … erzählen kann man viel, ob es stimmt, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht wird das Pferd ganz anders, als man es sich vorgestellt hat. Oder man hat eines, das an PSSM erkrankt ist, weil es unwissentlich vererbt wurde. Es gibt so viele Dinge, auf die ein Züchter achtet. Ein wirklicher Züchter, denn jemand, der einfach Männlein und Weiblein zusammen auf die Koppel stellt, züchtet nicht, sondern vermehrt nur ein Pferd mit einem anderen, deswegen gefällt mir der Slogan vom Appaloosaverband in Amerika auch so selten geht. 
 

A horse without an certificate 
is just 
another horse 

 
Also bitte nicht wundern, wenn Fohlen bestimmter Rassen von Züchtern richtig viel Geld kosten, denn der Züchter hat vielleicht auch große Summen in seine Zucht investiert, um gerade dir ein cooles, zauberhaftes, schickes und gesundes Fohlen verkaufen zu können.